Wer sein Boot liebt, der schleift.

Soll das Werk den Meister loben
Immer noch im Winterlager. Aber nicht ganz. Eher Frühlingslager. Frühling hier in der Türkei ist so wie ein Jahrhundertsommer in Hamburg.
Und so, wie Weihnachten jedes Jahr völlig überraschend kommt, so ist das hier mit der Saison. Das Dorf erwacht aus dem Winterschlaf und jeder, der einen Hammer von einem Schraubenzieher unterscheiden kann kommt in die Werft. Wobei Werft ist etwas übertrieben. Es ist eine große Ansammlung von Schiffen aller Größen die dicht an dicht auf einer Freifläche stehen. Ein fröhliches Chaos. Und mittendrin steht meine Yavas Yavas. Wie jedes Jahr bin ich der festen Überzeugung, dass mein Boot niemals passend zum ersten Törn im Wasser ist. Und wie jedes Jahr wird es auch diesmal wieder klappen.
Der Fußboden und die Sitzbänke meiner Yacht sind mit Teak belegt. Nach sieben Jahren und regelmäßigem putzen ist die Oberfläche nicht mehr so ganz glatt. Schmutz und Staub bleiben in den feinen Rillen hängen. Das Holz hat noch 10 mm. Genug um das mal schnell etwas zu schleifen. Dachte ich. Puh! 3 Tage und 35 Schleifpads später stehe ich mit Schmerzen in Armen und Knien im Cockpit und bin zufrieden.
Das war so ein bisschen wie beim Tatortreiniger. Ich habe auch Spuren von Verbrechen beseitigt. Der Fleck vor dem Niedergang, das war ein halber Teller Carbonara. Runde Abbildungen von Rotweingläsern erzählen von langen Abenden und die dunkle Stelle neben dem Steuerstand erinnert mich an die undichte Mülltüte, die da abgestellt und vergessen wurde. Und jetzt sieht alles aus wie neu. Ich bin müde, kaputt und ganz froh.