Muße

Gibt es sie noch? Die feinen, dünnwandigen Porzellantassen, über deren Rand sich der heiße, frisch aufgebrühte Kaffee so wunderbar schlürfen lässt?

Pötte! Mugs! Becher und in ihrer schlimmsten Abart: Pappbecher! Kaffee wird von cleveren Marketingspezialisten zum Kultgetränk hochgestylt. Da werden Kaffeesorten aus Ländern bestellt, die der Möchtegern-Kenner nicht mal in seinem Schulatlas finden würde. Dieses vermeintliche Edelgetränk in Pappbecher! abgefüllt, durch die halbe Stadt getragen und dann in der überfüllten U-Bahn dem Sitznachbarn über die Hose gegossen wird so teuer berechnet, als hätte der arme guatemaltekische Kaffeebauer (der von dem ganzen, vermeintlichen Luxus am wenigsten profitiert) die Bohnen persönlich nach Europa gebracht.

Ja, ich vermisse die Muße beim Kaffee trinken. Meine Großmutter hatte sie noch, die feinen Kaffeetassen – und die Muße. Da wurde beim Kaffeekränzchen (was für ein schönes Wort!) die im Papierfilter aufgebrühte Köstlichkeit in filigranen Kunstwerken genossen. Sammelservice, jede Tasse unterschiedlich gestaltet (nein, nicht designt!), mit grenzwertiger Blumenbemalung und Henkeln, die so klein waren, dass die Finger nicht durch passten. Und keine Tasse ohne die dazu gehörige Untertasse. Und wenn dann die Dosenmilch aus dem Porzellankännchen in die Kaffeetasse gegossen wurde, war das jedesmal wie ein kleiner Film. Weiß und braun tanzt umeinander bis, durch den kleinen Silberlöffel gerührt, eine gleichmäßige Farbe entstand.

Diese Freude ist immer noch möglich. Diese wunderbaren Tassen findet man bei jedem Garagenflohmarkt, einen ordentlichen Filterkaffee (keine Angst vor großen Namen, die schmecken fast alle gut) und dann die Kaffeesahne. Die findet man nicht bei den „Light“- Produkten. Zeit, Muße, Ruhe – die kosten nichts.

Muße

Und was hat das jetzt mit segeln zu tun? Ich sitze gerade im Cockpit, schaue auf eine Ankerbucht auf irgend einem griechischen Inselchen. Keine andere Yacht, kein Geräusch von Land, die Insel ist unbewohnt. Wir sind heute schon um 4.00 Uhr losgefahren um den Sonnenaufgang auf See zu genießen. So bleibt uns ein fast ganzer Tag vor Anker in dieser Bucht. Zeit, Ruhe, Muße, hier finden wir genau das, was uns so gut tut. Dafür reisen wir mit dem Segelboot.

Ach ja, die Törnplanung für die Karibik in 2019 ist fertig. Wenn Ihr Lust auf Palmenstrände, Rumpunsch und herrliche Segelstrecken habt – meldet Euch. Ich schicke Euch dann den Törnplan.

Muße in der Karibik