Manchmal is auch Scheiße
Nur mal schnell nach dem Boot gucken. 3 Grad, sonnig, und nur 5 Minuten von zu Hause bis zur Werft. Eigentlich will ich ja gar nichts machen. Eigentlich.
Da steht sie vor mir. Elegant, schöne Linien, Kurven da wo sie hingehören, hübsches Hinterteil, eine Schönheit mit Tiefgang. Meine Begleiterin seit vielen Jahren.
Ich steige die Leiter zum Cockpit hoch. Etwas staubig, aber sonst ist alles ok. Strom könnte ich einstecken. Das Kabel aus der Backskiste und zum Anschlusskasten gezogen. Die Karte vergessen. Wieder die Leiter hoch und die Karte geholt. Mit kalten Fingern den Stecker in die neue Steckdose gedrückt. Ein kleiner Ruck, Fingernagel abgebrochen. Wieder die Leiter hoch. Nach dem Motoröl könnte ich noch schnell gucken. Motorabdeckung auf. Was liegt da im Halbdunkel unter dem Motor? Ich nehme meine LED-Lampe. Funktioniert nicht. Batterien wechseln. Funktioniert immer noch nicht. Kontaktspray auf die Kontakte gesprüht und auf die Hose. Funktioniert immer noch nicht. Will die Lampe öffnen, rutsche mit dem Schraubenzieher ab und etwas in den Finger. Egal, Küchenrolle und Tape damit ich keine Blutflecke mache. Taschenlampe an. Eine Mutter liegt unter dem Motor. Panik. Wo fehlt die? 2 Stunden mit Kamera und Lampe den Motor abgesucht. Den Pullover an beiden Armen bis zum Ellenbogen eingesaut. Alle Muttern sind an ihrem Platz. Die Erinnerung kommt. Ich hatte die 2. Lichtmaschine neu befestigt und da ist mir die Mutter im Herbst runtergefallen. Muss ich wohl vergessen haben. Aufatmen.
Es ist noch hell. Da könnte ich ja noch schnell die kleine Edelstahlabdeckung im Ankerluk ankleben. Sikaflex, schwarz. Ursache für GAS (Größte anzunehmende Sauerei). Ist ja nur ein kleines Teil. Etwas Sika und eine Schraubzwinge und dann ist das erledigt. Säubern mit Aceton geht auch mal schnell ohne Handschuhe. Ich kann ja aufpassen. Dachte ich. Gut, jetzt ist das Edelstahlteil sauber und meine Hand nach der Motoraktion auch. Im Ankerkasten trage ich reichlich Sika auf die Klebestelle auf. Mit der einen Hand drücke ich das Teil an seinen Platz, mit der Anderen setze ich die Schraubzwinge an und mit welcher Hand drehe ich die dann zu? Ich nehme die Zwinge noch einmal weg und hoffe, dass das Blech kurz kleben bleibt. Tut es nicht. Es fällt auf meinen Schuh (Sika nach unten) und dann auf den Boden. Ich nehme es, saue meine Hände und die Schraubzwinge schwarz ein bringe es an den vorgesehenen Platz und schaffe es, es irgendwie es zu fixieren. Mit reichlich Aceton reinige ich den Boden und meine Hände. Die werde in den nächsten Tagen dann Risse in der Haut bekommen.
Die Sonne geht unter, es wird kalt. Zeit nach Hause zu fahren. Resümee: Ein gebrochener Fingernagel, ein eingesauter Pullover, die Hose voller Kontaktspray und die Schuhe voller Sikaflex. Aber das Blech klebt im Ankerkasten.
Wäre wohl besser zu Hause geblieben.
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Bootsmotor
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