Krieg und Frieden
Crewwechsel. Wir liegen in Volos an einer Betonmole. Dank der freundlichen Unterstützung von Sail Aegean haben wir Strom und Wasser. 34 Grad, die Luft steht. Alle, die sagen ich hätte einen Superjob als Skipper lade ich ein, einen solchen Tag mit mir zu verbringen (Ist trotzdem ein Superjob)
In dieser großen Stadt gibt es keine Wäscherei, die in der Lage ist meine Handtücher und Bettwäsche an einem Tag zu waschen und zu trocken. Also früh morgens die Betten abziehen, alle schmutzigen Handtücher und meine private Wäsche in große IKEA-Taschen packen und pünktlich um 8.00 Uhr morgens zum Automaten-Waschsalon gefahren. Doch da steht sie schon, die schwarze Wand. 3 griechische Hausfrauen mit ihrer Wochenwäsche. 3 Marias. Maria 1 schaut mich unter ihren in der Mitte zusammengewachsen Augenbrauen an. Maria 2 schaut über ihren gewaltigen Busen auf mich Eindringling in ihre samstagmorgendliche Waschrunde. Maria 3 schaut mir direkt in die Augen , auf ihrem Oberlippenbart stehen kleine Schweißperlen.
Ich fühle mich hilflos. Wie wird der Morgen für mich enden? UN-Blauhelme? Wo ist Chuck Norris wenn man ihn braucht? Aufmerksam von den 3 Damen beobachtet nähere ich mich vorsichtig einer freien Waschmaschine. Die Bedienungsanleitung ist griechisch. Ist wohl nicht mein Tag. Ich stopfe Wäsche in die Trommel. Helle Bettwäsche, blaue Hosen, grüne Shirts. Hinter mir kommt Bewegung in den Waschsalon. Die schwarze Wand rückt an. Maria 2 (der Busen) schiebt mich zur Seite. Maria 3 (der Bart) greift in die Trommel und holt meine Wäsche wieder heraus. Maria 1 (die Augenbrauen) nimmt meine IKEA-Tasche und leert sie auf dem großen Tisch aus. Was folgt, ist ein Griechenlanderlebnis.
Die 3 Marias sortieren in kürzester Zeit meinen Wäscheberg in Weiß- Bunt-und Kochwäsche. Ihr englisch ist so gut wie mein griechisch aber ich weiß auch so was sie mir sagen wollen. 3 Waschmaschinen werden geöffnet und meine vorsortierten Berge verschwinden darin. Strahlend und mit der festen Überzeugung dem jungen Mann die Wäsche gerettet zu haben zeigt Maria 1 auf ihre Uhr. In einer Stunde soll ich wiederkommen.
Kabinen, Küche, Toiletten – ich nutze die Zeit um an Bord zu putzen. Die neue Crew soll sich ja wohlfühlen.
Im Waschsalon erwarten mich 3 fröhliche Marias. Meine Wäsche ist sortiert und zusammengelegt. Unter dem großen Busen ist ein noch größeres Herz zu Hause. Ich bin adoptiert und habe 3 Marias als Mütter.
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