Die kleinen Dinge
Wir sind so fokussiert auf die großen Dinge. Alles muss größer, schneller, stärker oder höher sein als das vorangegangene. Ich liege mit meiner 27 Jahre alten 45-Fuß Yacht neben einem neuen Modell, das laut Rumpfbeschriftung auch 45 Fuß lang ist. Ich gehe hin und her, schließe eine optische Täuschung aus und frage mich, ob Füße früher kleiner waren. Allen, die nur den Weg der Steigerung kennen, möchte ich 2 Beispiele nennen, aus denen der Wert der kleinen Dinge hervorgeht: Rolls-Royce und mein Frühstücksei an Bord.
Kaum eine Beschreibung der neueren Modelle der englischen Luxusmarke kommt ohne ein eigentlich unwesentliches Detail aus: den (natürlich mit RR-branding) clever in der Tür untergebrachten Regenschirm. Darüber werden mehr Worte verloren als über so manche für ein Auto relevante Fakten.
Und jetzt mein Frühstücksei. Das Frühstück an Bord meiner Yacht ist ein wichtiger Start in den gemeinsamen Tag. Den Tisch dekoriert, frisches Obst, Yoghurt, selbstgemachte Marmelade, Käse, Wurst, Schinken….. und ein Ei. Ein lachendes Ei. So kommt gleich ein wenig gute Laune auf den Tisch. Viele meiner Gäste kommen wieder. Oft gleich im nächsten Jahr, manche nach mehreren Jahren. Woran sich alle erinnern, ist das lachende Frühstücksei.
Was ich mir von Yacht Designern wünsche ist, dass der Fokus wieder mehr auf die kleinen, schönen und praktischen Dinge an Bord gelegt wird. Ich benötige keine 2,15 Meter Stehhöhe, aber ausreichend Kleiderhaken und Stauraum. Schwalbennester im Cockpit, einen Schrank für nasse Kleidung, ausreichend Möglichkeiten sich festzuhalten und sich im Cockpit zu sichern. Und bequem darf eine Yacht auch sein.
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