Feist
Familientörn. Wir liegen in Vathy auf Ithaka an der Kaimauer. Bordwand an Bordwand. Auf unserer rechten Seite ist noch ein Platz frei. Eine Motoryacht schiebt sich mit quietschenden Fendern und unter Einsatz von Bug- und Heckstrahlruder in die Lücke.
Ich gehe an Land und nehme die Achterleinen entgegen. Der Skipper nimmt dies als selbstverständlich hin, bedankt sich nicht und lässt sich im Cockpit seiner Zwölf-Meteryacht in einen Sessel fallen, nicht ohne vorher den Generator zu starten. Dieser befindet sich in einem ähnlich schlechten Pflegezustand wie der Eigner und so wehen die Dieselabgase zu uns.
Die Crew der Nachbaryacht besteht aus 2 jungen Damen die sich auch nicht mehr in Originalzustand befinden. Botox und Silikon wollen ja auch verkauft werden. Um sie für den Skipper unterscheidbar zu machen tragen sie an den kritischen Stellen kleine Stofffetzen in feuerrot und signalgrün.
An dem Herrn im Sessel sind alle Bemühungen etwas für sein Äußeres zu tun vorbeigegangen. Der Bauch hängt zwischen den weit geöffneten Beinen, das unrasierte Gesicht ist nach rechts oben geschoben um einer dicken Zigarre im Mundwinkel Platz zu geben. Eine Literflasche mit billigem Whisky und ein Glas auf dem Cockpittisch ergänzen das Bild. Ich spreche ihn höflich auf englisch an und frage, ob er wohl den Generator nachts abstellen könne, da die Abgase direkt in die Kinderkabine wehen.
“Grumbelgrumbelmalakarumbelgrumbelmalakamalaka“ Die Dame mit den grünen Stoffstücken versteht im Gegensatz zu ihrem Skipper englisch und übersetzt. Es bedeutet wohl “nein“. Noch ein weiterer Versuch von mir. Wir wollen essen gehen und in der Zeit, in der wir nicht an Bord sind, kann der Generator gerne weiterlaufen. Aber für die Nacht bitte ich um Ruhe und Luft zum Atmen. “Malakarumbelrumbelmalakamalakagrumbelgrumbelmalakamalaka“ Um diese Geräusche zu erzeugen muss er nicht einmal die Zigarre aus dem Mund nehmen. Ich verstehe ihn auch ohne weitere Übersetzung durch die Dame in grün.
Wir gehen essen. Bei unserer Ankunft an Bord ist die Whiskyflasche halb leer, der Skipper eher das Gegenteil und der Generator läuft.
Letzter Versuch. “Grumbelmalakamalakamalakamalakagrumbelrumbel“ ist wohl wieder ein “nein“. Die Kinder sind müde und die Crew der Nachbaryacht auf der anderen Seite ist wie wir genervt von den Dieselabgasen. Gemeinsam mit deren Skipper gehe ich zur Coastguard. 2 Frauen! in dunkelblauer Uniform begleiten uns zu unserem Liegeplatz. Es folgt die Höchststrafe für unseren Motorbootskipper. Die Damen der Coastguard fordern ihn auf sofort den Generator abzustellen und lassen sich seine Papiere zeigen. Diese Demütigung vor seinen beiden Begleiterinnen lassen seinen Innendruck steigen bis sich seine Gesichtsfarbe den Stofffetzen der Dame in Rot annähert. Er verschwindet in seinem Boot, gefolgt von Rot und Grün.
Und ich meine, die Damen hätten mir ganz kurz zugelächelt.
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