Eleni lächelt
Wieder Samstag, wieder Crewwechsel in Griechenland. Von Kos bis Athen und Korfu spielen sich all die großen und kleinen Dramen ab, von denen die Welt nichts erfährt. Verzweifelte Männercrews irren durch Supermärkte auf der Suche nach 75 Gramm Butter, 300 Gramm Risottoreis und 250 Gramm Champions für das Venezianische Risotto, das Holger leichtsinnigerweise bei der Crewbesprechung angekündigt hatte. Da es Risottoreis nur in 500 Gramm Packungen gibt, einigt sich die Crew hinter dem Einkaufswagen doch auf Spaghetti mit Tomatensauce.
Wir liegen in der Marina in Lavrion. Es gibt ein Café mit all den Leckereien für die die griechischen Cafés bekannt sind. Da liegen Berge von Croissants gefüllt mit Schinken, Käse, Schokolade oder Äpfeln, glänzend vor Butter. An einer Tafel werden all die Kaffeespezialitäten angepriesen, die dann in Plastikbechern durch die Straßen getragen werden.
Ich möchte für meine Crew ein paar der feinen Kalorienbomben zum Frühstück kaufen. Die Schlange der Segler, die die gleiche Idee hatten, reicht bis vor das Café. Ich stelle mich hinten an und habe 20 Minuten Zeit zu entscheiden, was ich kaufen werde wenn ich bis zur Theke vorgedrungen bin.
Vor mir eine Familie, die offensichtlich gerade eingetroffen ist und die Wartezeit bis zur Schiffsübernahme zu einem Frühstück nutzen möchte. Der Vater (Musto) vorne, die Mutter (blau-weiß) an seiner Seite, 2 jugendliche Töchter (Handy) und ihre Freunde (Handy) dahinter. Wir rücken gemeinsam vor und die Familie steht vor Eleni. Eleni lächelt, fragt nach ihren Wünschen. Der Vater ruft über die gesenkten Köpfe seiner Crew was sie denn zum Frühstück möchten. 4 Köpfe schrecken auf, die Mutter richtet ihre Frisur. “Was gibt es denn “(Tochter 1, 50 cm vor der Glastheke), “Ich kann keine AOK-Brötchen finden“(Mutter), “Sind die Croissants vegan“? (Freund 2).
Eleni lächelt.
Die Mutter fragt, ob man auch ein halbes Schinken-Käse- und ein halbes Spinatteilchen bekommen kann. Sie möchte morgens noch nicht so viel essen. Freund 1 sagt “Käse, Apfel“, der Kopf sinkt wieder auf das Handy.
Eleni lächelt.
Der Vater findet ein Hühnchen-Käse-Baguette. “Können sie die Tomaten da runternehmen, die vertrage ich nicht“ Freund 2 googelt vegane Croissants. Tochter 2 erklärt, dass sie eigentlich noch garkeinen Hunger hat, aber wenn alle etwas essen, schaut sie auch mal ob sie was findet. Die Schlange vor dem Café ist auf 15 Meter angewachsen.
Eleni lächelt.
Möchtet ihr etwas trinken fragt der Vater. Och ja, freut sich die Mutter, frag doch mal, ob es einen mittelgroßen Cappuccino mit wenig Milch gibt. “Guck mal Anna-Claudia, die haben Latteee“ kräht Tochter2. “Nur n‘ Wasser“ (Freund 1).
Eleni lächelt.
Nach einer gefühlten halben Stunde verlässt die Familie das Café. 4 Köpfe über die Handys gesenkt sehen nicht die Blicke, die sie aus der Warteschlange treffen. Ich stehe vor Eleni. Sie lächelt. Wir schauen der Familie nach und ich glaube, sie hat ein ganz klein wenig die Augen verdreht.
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