Albanien
Was für ein Land, was für eine Reise. Mitten in dem touristisch und seglerisch erschlossenen Mittelmeer ein Land, über das wir kaum etwas wissen. Es sind keine wochenlangen Offshore-Passagen nötig, um in eine unbekannte Welt einzutauchen.
Natürlich habe ich versucht, mich auf diese Reise vorzubereiten. Es gibt wenig Literatur und nur etwas an Informationen im Internet. Wir sind ab Korfu gestartet, um den südlichen Teil von Albanien zu erkunden. Ausklarieren dort und das Einklarieren in Saranda haben wir von Agenturen machen lassen.
Wenn man sich dieser schnell wachsenden Küstenstadt nähert, gibt es erst einmal nichts Schönes zu entdecken. Kastige Zweckbauten aus Kommunistischen Herrschaftszeiten werden von kastigen Zweckbauten, erstellt von ausländischen Investoren verdrängt. Saranda ist das Zentrum des schnell und unkontrolliert wachsenden Badetourismus im albanischen Süden.
Mit unserer Ankunft im Hafen erleben wir dann das freundliche Gesicht von Albanien. Gabriela, die Assistentin unseres Agenten, strahlt mit ihrem Chef Elton um die Wette. Was für ein herzlicher Empfang, was für freundliche Menschen. Es schein, als hätten sie schon lange auf uns gewartet. Und dieser Eindruck bleibt für den gesamten Aufenthalt in diesem tollen Land. Wohin wir auch kamen, wir wurden von herzlichen und großzügigen Menschen empfangen.
Auf unseren Erkundungstouren lernen wir Tomi kennen. Tomi ist wie die meisten Albaner stolz auf sein Land und ist voller Freude über unser Interesse. Der ehemalige Militär-Kommandeur kann nicht nur die albanische Geschichte lebendig werden lassen. Aus seiner Zeit in der kommunistischen Diktatur (80% des Staatshaushalts wurden für Militär und Bunkerbau ausgegeben) erzählt er Geschichten, die sind so skurril, dass sie schon einen eigenen Bericht wert wären. Wenn dreihundert Soldaten, deren Aufgabe es ist, einen kargen Felshaufen gegen die gewiss irgendwann kommende Invasion der kapitalistischen Invasoren zu verteidigen, nichts zu tun haben, weil eben diese Invasion ausbleibt, müssen diese Soldaten irgendwie beschäftigt werden. Da wurden dann schon mal drei Monate Pilze gesammelt oder das gesamte Bataillon begab sich auf Kaninchenjagt.
Bei Saranda entsteht eine neue Marina und es wird ein Flughafen gebaut. Albanien wird sich verändern. Ausländisches Kapital fließt in die touristische Infrastruktur und es soll eine schnelle Rendite erwirtschaften. Es gibt noch viel zu tun. Umweltschutz hat noch keinen Stellenwert. In der Bevölkerung, die gerne ihren Abfall aus dem Autofenster entsorgt, aber auch bei den staatlichen Stellen, die hinnehmen, dass in riesigen, verlassenen Ölfeldern das Öl ungehindert in das Erdreich sickern kann.
Es gibt nicht so viele geschützte Buchten, die sich für eine Nacht vor Anker eignen. Porto Palermo mit seinen verlassenen U-Boot Bunkern ist solch ein sicherer Platz. Eingegraben in die Steilküste entdecken wir die Grama-Bucht für uns. Die Seekarte zeigt eine Wassertiefe von einem Meter. Das Echolot zeigt 3,50 Meter. Wir glauben dem Echolot und haben diesen herrlichen Platz für uns alleine. Diesen Ablauf erleben wir immer wieder. Wassertiefen sind selten korrekt in den Seekarten erfasst.
Wir unternehmen Ausflüge in die Berge Albaniens. Butrint, Girokastra, Berat und die kalten Süßwasser Quellen am Blauen Auge und wir sind begeistert von den kargen Landschaften, Hochebenen und gewaltigen Bergen. Und immer wieder begegnen wir einer fröhlichen und ungezwungenen Gastfreundschaft. Ehrliche Freude, dass wir Albanien besuchen, anstatt angelerntem Lächeln, weil es zum Job gehört. Christen und Muslime, die in friedlicher Koexistenz zusammenleben.
Wir kommen wieder!
Ja, wir haben uns schon etwas in dieses Land und seine Menschen verliebt. Und wir wollen schauen, welchen Weg es gehen wird.
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