Samstag Morgen, 7.12.
Der Nikolausstiefel ist leergefuttert, der Blick aus dem Fenster zeigt grau und Regen. Da fliegen die Gedanken schon mal so rum. Und natürlich zum Boot. Dass Fahrtensegeln bedeutet, die Yacht an den schönsten Plätzen der Welt zu reparieren wissen wir alle. Unterschiedlich begabt versuchen wir im Rahmen unserer Fähigkeiten das Boot in einem guten Zustand zu halten. Stunden und Tage haben wir in abartig Körperhaltungen verbracht um die blöde letzte Schraube am Getriebe zu lösen, oder, schwitzend unter Maske und Einweganzug unter praller Sonne die letzten sieben Lagen altes Antifouling runter zu schleifen.
Gewiss die Hälfte der Arbeitszeit benötigen wir für die Fehlersuche. Detektivische Fähigkeiten sind gefragt. Wohin verschwindet das Öl, das der Motor plötzlich in großen Mengen verbraucht? Woher kommt das Wasser, das seit neuestem von der Salondecke tropft? Und warum hat der Motor auf einmal so wenig Leistung?
Also suchen. Es gibt Hilfsmittel, die dies vereinfachen. Für kleines Geld werden Endoskop Kameras angeboten, die einen bis zu 5 Meter langem Schwanenhals haben. Bevor ich die gesamte Innenverkleidung demontiere, oder den halben Motor auseinander baue, schaue ich mir die nassen Stellen über der Deckenverkleidung erst mal durch eine kleine Öffnung mit Kamera und Handy an (Wasser kommt niemals! da raus, wo es auch reingekommen ist). Das hat mir schon viele Stunden bei der Fehlersuche gespart. Auch eine Tankinspektion durch den Einfüllstutzen ist mit der wasserfesten Kamera mal schnell erledigt.
Jetzt habe ich mich gefragt, ob es von Seiten der Motorenhersteller nicht möglich ist, eine einfache Diagnosemöglichkeit einzubauen. Jeder PKW hat ja längst solch einen Anschluss. Mein Traum wäre, per App und Verbindungskabel ein Motorproblem auszulesen ohne gleich alles zu demontieren. “Du hast 4 Zylinder, fährst aber nur mit 3“, “wenn du nicht bald einen Ölwechsel machst, kannst du den Motor wegschmeißen“, “nein, du brauchst keine neuen Zündkerzen, du hast einen Dieselmotor“. So eine interaktive App gibt mir als Skipper das Gefühl, nicht alleine mit dem Problem dazustehen.
Auch an andere Wartungsarbeiten am Boot könnte die App mich erinnern. “Glückwunsch! Du hast deine Winschen jetzt 10 Jahre nicht gefettet. Mit etwas Glück überleben sie auch ein elftes Jahr“, oder, “das Problem mit Deiner Gasanlage erledigt sich doch ganz von alleine, da musst du auch weiterhin nichts tun“.
Sind halt so Gedanken nach einem Nikolausabend mit einem oder mehreren Gläsern Glühwein.
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