Über Dinge, die man nicht sieht weil es sie nicht mehr gibt
Endspurt im Winterlager. Polieren, putzen, Staub wischen. Gelegentlich ein neidischer Blick aufs Meer, wo die unterwegs sind, die schneller waren als ich. Und immer wieder ein Rundgang über Deck, um das Schiff, durch Salon und Kabinen. Alles ist erledigt, die To-do-Liste besteht aus Haken.
Vor den Haken stehen erledigte Arbeiten, die kein Mensch sieht (außer mir).
Da sind die ausgebesserten Macken im Gelcoat. 2 Tage mit Füller, Schleifpapier und Politur verbracht. Und jetzt sieht das niemand. Oder die im Aluminium festkorrodierte Schraube die rausmusste um die Reffleine vom Groß zu wechseln. Einen ganzen Tag habe ich mit der Schraube verbracht (“Was hast Du heute so gemacht?“ “Ich habe eine Schraube rausgedreht “). Und jetzt sieht das niemand.
Die Roststellen am Kiel waren auch so ein Projekt. Es waren ja nicht so viele. Eine Woche Arbeit! Den gesamten Kiel habe ich blank gemacht, in Staub und Dreck mit Maske und Schutzanzug in abartigen Körperhaltungen verbracht. Rostschutz und mehrere Lagen Epoxi aufgetragen. Jetzt, nach dem Antifouling sieht das niemand.
Aber wenn der Kiel das Wasser berührt, ist das alles vergessen. Ich segle mit der Gewissheit los, dass ich diese Freude verdient habe.
Und da ist noch ein Gefühl. Ich erinnere mich daran wie es war, wenn ich ans Kind in die Schule kam und hatte ausnahmsweise mal die Hausaufgaben gemacht. So ist das jetzt auch. Das Gefühl, alles Notwendige getan zu haben.
Jetzt kommt der Genuss.
Eine schöne und sichere Saison wünsche ich Euch
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