Broken Dreams
Wir alle haben unsere Meter an Segelbüchern im Regal stehen. Bücher über erfolgreiche Weltumsegelungen und bestandene Abenteuer. Literarisch oft auf dem Niveau eines Schüleraufsatzes berichten sie aber immer von gelungenen Reisen. Es muss nicht die Nordpolumrundung mit verbundenen Augen im Hobie Cat sein.
Natürlich versucht jeder seine Reise als ganz besonders spannend und abenteuerlich darzustellen. Rekorde werden erfunden, um sie zu brechen. Die erste Deutsche, die ohne Sonnenbrille und Nutellaglas rückwärts über den Atlantik gesegelt ist, wird immer die Rekordhalterin im Rückwärts-ohne-Sonnenbrille-und-Nutellaglas-über-den-Atlantik-segeln sein. Erfolge und Rekorde verkaufen sich halt gut.
Auf allen meinen Reisen sehe ich aber in jedem Hafen, in jeder geschützten Bucht Schiffe liegen, die es nicht geschafft haben. Abgebrochene Törns, gescheiterte Beziehungen und meist finanzielle Probleme haben zum Ende der Träume geführt. Den Booten sieht man an, wofür sie gedacht waren. Da hängen noch ein paar Solarpaneele an der Reling, die Windgeneratoren drehen sich schon längst nicht mehr und die Windsteueranlage wurde verkauft, bevor sie vom Heck gerostet ist.
Wer schreibt ihre Geschichten auf? Die sind gewiss spannender als die fünfhundertste Atlantiküberquerung auf der Passatroute. Und was alle diese vermeintlich gescheiterten Reisenden eint ist: Sie sind losgefahren.
Das ist mehr als die meisten Leser der vielen Segelbücher geschafft haben.
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